Wanderausstellung in der Stadtbibliothek Nordhorn
Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire sind das Thema einer neuen Wanderausstellung in der Nordhorner Stadtbibliothek.

© tobias zeTZsche
Auf Stellwänden kann der Betrachter interessante Einblicke in ein nicht so bekanntes Thema gewinnen. Foto: Stadt Nordhorn
Am Dienstag, 4. Februar, um 19 Uhr wird in der Stadtbibliothek Nordhorn die Ausstellung „Oh, eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“ eröffnet. Anschließend kann die Ausstellung dort noch bis 22. Februar besucht werden.
Die Wanderausstellung unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Kultusministers Grant Hendrik Tonne ermöglicht einen besonders jugendgerechten Zugang zu den Themen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit: Anhand von rund 60 aktuellen Karikaturen von namhaften Künstlern sowie satirischen Fernseh- und Filmbeiträgen können sich die Ausstellungsbesucher mit den typischen, allzu simplen rechtspopulistischen und rechtsextremen Problemlösungsversuchen und Argumentationsweisen auseinandersetzen und so deren gefährlichen Gehalt offenlegen. Den Besuchern bleibt hier das Lachen förmlich im Halse stecken. Dies soll zum Ausgangspunkt genommen werden, um über die Entstehung und über Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nachzudenken und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie man dem etwas entgegensetzen kann. Das speziell für diese Ausstellung erarbeitete Lernmaterial begleitet diese Prozesse.
Die Wanderausstellung kann während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek kostenfrei besucht werden und eignet sich insbesondere für Schulklassen ab Jahrgangsstufe 9 oder Jugendgruppen - aber auch für Erwachsene. Nach Nordhorn geholt wurde sie vom städtischen Arbeitskreis „Nordhorn sagt Nein zu Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“. Finanzielle Unterstützung gibt es von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Grafschaft Bentheim sowie vom Landkreis. Zur Eröffnung werden Bürgermeister Thomas Berling und Landrat Uwe Fietzek Grußworte sprechen.
Der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat die Schirmherrschaft für die Wanderausstellung übernommen: „Menschenfeindliche Einstellungen und Ideologien der Ungleichwertigkeit sind stärker in der Gesellschaft verbreitet, als das gemeinhin angenommen wird. Verschiedene Studien haben dies in den letzten Jahren immer wieder gezeigt. Es gilt daher genau hinzuschauen und aufmerksam zu sein: Die verschiedenen Formen und Ausprägungen von Menschenfeindlichkeit sind nicht vereinbar mit den Regeln eines friedlichen, toleranten, auf Teilhabe und Anerkennung basierenden Zusammenlebens in einer demokratischen, weltoffenen und vielfältigen Gesellschaft. Für eine solche Gesellschaft setzt sich die Niedersächsische Landesregierung und setze auch ich mich persönlich mit Nachdruck ein. Daher habe ich sehr gerne die Leitung über die Wanderausstellung übernommen. Genau hinschauen und aufmerksam sein, das ist auch ein guter Maßstab für den Gang durch die Ausstellung.“
Konzipiert und realisiert wurde die Wanderausstellung bereits 2015 von der CD-Kaserne gGmbH in Kooperation mit dem Fachdienst Jugendarbeit der Stadt Celle. „Die Idee zur Ausstellung kam uns, nachdem wir nach einer passenden Ausstellung für Jugendliche im Rahmen der Celler Aktionswochen gesucht hatten. Wir wollten hierbei einen anderen, emotionaleren und jugendgerechteren Zugang zu der Thematik und wurden auf dem Ausstellungsmarkt nicht fündig. So haben wir kurzerhand beschlossen, selbst eine Wanderausstellung zu konzipieren.“, so Kai Thomsen, Projektleiter der Wanderausstellung.
Bereits in der Zeit von April 2016 bis März 2018 ist die Ausstellung sehr erfolgreich in Niedersachsen und darüber hinaus gezeigt worden, an insgesamt 21 Standorten hat sie über 25.000 Besucher erreicht. Seit April 2018 tourt nun die Aktualisierung der Ausstellung bundesweit durch Schulen, Museen, Kulturzentren, Rathäuser, Jugendeinrichtungen, Galerien und andere Ausstellungsorte. Gefördert wurde diese Aktualisierung durch das Niedersächsische Kultusministerium, die Stiftung Niedersachsen und die Klosterkammer Hannover.
Die in der Ausstellung gezeigten Karikaturen sind aus verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und Satire-Magazinen entnommen worden und stammen unter anderem von Ralph Ruthe, Harm Bengen, Paolo Calleri und noch vielen weiteren bekannten Karikaturisten. Die satirischen Beiträge setzen sich vor allem aus Beiträgen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (zum Beispiel NDR „Extra3“ / ZDF „Die Anstalt“) zusammen.
Abgerundet wird die Ausstellung durch gegenständliche, „real“-satirische Auseinandersetzungen mit dem Thema Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. So wird ein Film über den „unfreiwilligen Spendenlauf von Wunsiedel“ sowie „Devotionalien“ des Satire-Labels „Storch Heinar“ gezeigt, das als Antwort auf die unter Rechtsextremen beliebte Mode-Marke „Thor Steinar“ gegründet wurde.
Thomsen fühlt sich in der Ausstellungskonzeption von vielen Seiten bestätigt: „Wir sind sehr glücklich über die vielen positiven Reaktionen und die Unterstützungen, die wir für die Ausstellung erfahren. Dies fängt bei dem ehrenamtlichen Kuratorium an, geht über die vielen Karikaturisten und Künstler, die die Ausstellung sofort unterstützt haben und endet bei den Standortpartnern in ganz Deutschland, die die Ausstellung liebevoll in ein großes Begleitprogramm einbetten.“
Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehört auch eine eigene entwickelte Ausstellungszeitung, die neben einer Auswahl von Karikaturen auch Zitate unterstützender Künstlerinnen und Künstler wie Culcha Candela, Clueso, Cro, Jella Haase, Milky Chance, die Toten Hosen und Karolin Herfurth sowie Interviews zum Thema Rechtsextremismus enthält. „Auch auf diese Weise bietet die Ausstellung einen etwas anderen Zugang zum Thema Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, als er sonst oft in der politischen Bildung verbreitet ist“, so Projektleiter Thomsen aus Celle.
Die ursprüngliche Ausstellungskonzeption wurde finanziell gefördert durch das Niedersächsische Kultusministerium, die Klosterkammer Hannover, die Stiftung Niedersachsen, die Nord/LB Kulturstiftung, den Lüneburgischen Landschaftsverband sowie die Ausstellungszeitung durch das Bundesprogramm „Demokratie Leben!“. Die Umsetzung der aktualisierten Ausstellung wurde von der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Viola Schmidt und einem Kuratorium unterstützt. Auch Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, hat als Kuratoriumsmitglied die Ausstellung in ihrer Entwicklung begleitet: „Es wäre falsch, Mord und Verfolgung im Nationalsozialismus mit heutigen Formen des Rechtsextremismus gleichzusetzen“, so Wagner. „Dennoch zeigt die aktuelle Hetze gegen Flüchtlinge, die aus der Mitte der Gesellschaft kommt, erschreckende Ähnlichkeiten mit Ausgrenzungsdiskursen in den 1930er-Jahren. Dies mit den Mitteln von Karikatur und Satire aufzuzeigen und rassistische Vorurteile aufzudecken, gelingt der Ausstellung auf ganz hervorragende Weise.“
Weitere Ausstellungstermine der Wanderausstellung „Oh eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“ finden Sie immer aktuell auf www.dummel-ausstellung.de. Darüber hinaus kann die Ausstellung für weitere Orte gebucht werden. Hierbei sind die Transportkosten und Versicherungen sind durch den Standortpartner zu tragen. Es besteht außerdem die Möglichkeit begleitender Aktionen, Führungen und Schulungen. Interessierte können sich an das Projektteam der Ausstellung wenden: Juliane Vieth, c/o CD-Kaserne gGmbH, Telefon 05141 97729-25, (j.vieth@cd-kaserne.de).