23.10.2020, 12:39 Uhr

SPD Nordhorn: Vorschläge zur Stärkung des örtlichen Handels

Die Nordhorner SPD hat Vorschläge zur Stärkung des Einzelhandels entwickelt, um Leerständen in der Innenstadt und schwindenden Umsätzen entgegenzuwirken. Archivfoto: J. Lüken

© Lüken, Jürgen

Die Nordhorner SPD hat Vorschläge zur Stärkung des Einzelhandels entwickelt, um Leerständen in der Innenstadt und schwindenden Umsätzen entgegenzuwirken. Archivfoto: J. Lüken

Nordhorn Die Nordhorner SPD will mit einem Vorstoß dem Einzelhandel in Nordhorn helfen. Die SPD-Ratsfraktion hat drei Vorschläge entwickelt, um Nordhorn als „Einkaufsstadt“ zu stärken. „Das ist nicht nur für die Kaufmannschaft wichtig. Ein hoher Kaufkraftzufluss aus der Region nach Nordhorn sorgt für mehr Geschäfte, schafft Arbeitsplätze und ermöglicht den Nordhornern ein größeres Angebot“, erläutert Fraktionsvorsitzender Harald Krebs. Seit den 1980er-Jahren hat sich der Einzelhandel Krebs zufolge „sehr gut entwickelt“, doch schon vor Corona sei es schwieriger geworden. „Einzelne Straßen wie die Firnhaberstraße zeigen Leerstände. Wer an leeren Schaufenstern vorbeigehen muss, nimmt eine Abwärtsentwicklung wahr und wird kein schönes ,Innenstadt-Feeling‘ haben“, so Krebs. Und Ratsmitglied Johanna Harland ergänzt: „Das zieht einen Einzelhandelsstandort nach unten.“ Als Grund macht Harland eine Verlagerung der Einzelhandelsumsätze ins Internet aus, mit dem Ergebnis, dass „der stationäre Einzelhandel leidet, aktuell verstärkt durch coronabedingte Einschränkungen“, so die Politikerin. Weil die Abwanderung von Umsätzen ins Internet bleiben wird, hat die SPD drei Vorschläge vorgelegt.

Leerstand-Management

Nach dem Willen der Nordhorner SPD soll die Stadt den Leerstand aktiv managen. Leerstehende Ladenlokale sollen demnach temporär einer anderen Nutzung zugeführt werden. Das Management soll sich mit den Eigentümern der Leerstandsflächen und den hier involvierten Maklern zusammensetzen und zumindest eine Zwischennutzung vermitteln, heißt es in dem Papier. „Wir denken hier an eine Ausstellung, zum Beispiel für Künstler, oder der Pläne zum Stadthafen, die Darstellung von Vereinsangeboten oder die Möglichkeit für Start-ups, sich zu präsentieren. So wird der Leerstand zumindest nicht mehr sichtbar“, erläutert Ratsmitglied Volker Friese.

Hybrid aus Internet und stationärem Handel

Der zweite Vorschlag der SPD betrifft Beratung und Unterstützung bei der Kombination des stationärem mit dem digitalen Einzelhandel. „Der stationäre Einzelhandel kann einen Teil seines Umsatzes sichern, wenn er sich gleichzeitig gut digital aufstellt – sozusagen die Verlängerung der Ladentheke ins Internet. Das zeigen auch viele inhabergeführte, aber innovativ und gut geführte Einzelhändler, wie zum Beispiel aktuell die Firma Zierleyn“, sagt Ratsmitglied Harry Brooksnieder.

Andere Einzelhandelsunternehmen tun sich laut Brooksnieder schwer mit der Digitalisierung, „obwohl die Schaffung eines erstklassigen E-Commerce-Angebotes gar nicht so teuer ist.“ Brooksnieder, selber IT-Berater, verweist auf Zuschüsse, wenn die betrieblichen Geschäftsprozesse digitalisiert werden: „Mit den Zuschüssen kennen sich die Wirtschaftsförderung und das Grafschafter Technologiezentrum bestens aus, das muss nur an die Kauffrau und den Kaufmann aktiv gebracht werden. Und dafür braucht es personelle Verstärkung mit digitaler Kompetenz.“

Digitalisierung vorantreiben

Der dritte SPD-Vorschlag greift die Chancen der Digitalisierung noch breiter auf. „Ausgangspunkt ist, dass fast alle potenziellen Kunden beziehungsweise Besucher heute mit dem Smartphone unterwegs sind. „Gerade die jüngere Kundschaft und die Niederländer sind es schon heute gewohnt, bargeldlos und immer häufiger per Smartphone zu bezahlen. Hier gilt es, Angebote zu schaffen, mit denen sich Nordhorn hervorhebt“, so Johanna Harland.

Der gemeinsame Auftritt soll also den Einzelhandel, den „Marktplatz Nordhorn“ umfassen, aber auch die Gastronomie und alle touristischen Anbieter. „Es muss täglich was Neues vermeldet werden – Neuigkeiten aus dem örtlichen Handel, mal die neue Speisekarte eines Restaurants, mal der Hinweis auf eine Veranstaltung in der ,Alten Weberei‘, mal ein kleines Gewinnspiel, mal die Vorstellung eines Ladens, Sonderangebote, ein Fünfzeiler mit einem niedlichen Tierbild aus dem Tierpark – oder noch besser als Youtube-Film, ein kurzer Ausschnitt aus einer Kulturveranstaltung und Vereinsangebote, eine Baustelle, die länger braucht, das kurz anmoderiert, wie das ein Influencer macht, aber nicht für nur eine Firma, sondern für alles, was sich in der Stadt bewegt“, zählt Harald Krebs auf. Bisher organisiere das niemand.

„Es würde für die Anbieter auch Kostenvorteile bieten“, so Brooksnieder. „Eine App kann bisherige Kundenkarten ersetzen und ist dann in den Folgekosten günstiger. Sie kann für Pay-Back- oder Rabattaktionen genutzt werden“, führt der IT-Berater weiter aus. Ratmitglied Thomas Bräutigam kann sich auch Hinweise auf Handwerksunternehmen vorstellen, etwa einen Bericht zu einer Baustelle. „Auch sollten Funktionen integriert werden, die einen direkten Mehrwert haben, so zum Beispiel die Online-Bestellung der Pizza oder von Eintrittskarten, der Bootsverleih per Smartphone, der dann ohne Personaleinsatz erfolgen kann, und vor allem eine über die App ansteuerbare digitale Bezahlfunktion“, so Bräutigam.

Für die SPD-Parteivorsitzende Petra Alferink gehen diese SPD-Vorschläge über die Stärkung der Innenstadt hinaus. „Sie schaffen auch mehr Austausch untereinander, zwischen unseren Einwohnern, unseren Gästen, unseren Vereinen und allen Leistungsanbietern. Das verbindet und stärkt unsere Gesellschaft“, ist Alferink überzeugt.