Neuer Nutztierkoffer ist Bildungsmaterial mit viel Potenzial

© Franz Frieling 48527 Nordhorn
Bettina Schiks, Leiterin des Projekts „Zooschule to go“, stellt interessierten Besuchern den neuen Nutztierkoffer in der Zooschule des Tierparks Nordhorn vor. Foto: Frieling
50 Zoos im deutschsprachigen Raum haben in den vergangenen Wochen vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) kostenlos einen Nutztierkoffer für die Bildungsarbeit zur Verfügung gestellt bekommen. Der Koffer wurde durch ein Team von Zoopädagogen mitentwickelt, dem auch die Nordhorner Zooschulleiterin Ina Deiting angehört. Der Nutztierkoffer fand bereits im Tierpark erste Anwendung, eignet sich aber auch hervorragend für das neue Konzept „Zooschule to go“, bei dem Zooschulmitarbeiter den Unterricht neuerdings auch an den Grafschafter Schulen begleiten.
Bildung Hauptaufgabe der Zoos
„Bildung ist eine der Hauptaufgaben der zoologischen Gärten“, betonte Ina Deiting, Leiterin der Zooschule des Nordhorner Tierparks. In der Zooschule werden jedes Jahr etwa 15.000 Menschen zu den unterschiedlichsten Themen spielerisch unterrichtet – neuerdings nicht nur im Tierpark, sondern mit dem durch die Sparkassenstiftung geförderten Projekt „Zooschule to go“ auch in den Grafschafter Schulen.
„Das Themenfeld Haus- und Nutztiere erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit, sowohl für die kleineren als auch für größere Kinder und sogar in der Erwachsenenbildung“, stellte das Team der Zooschule fest. Mit großem Engagement hat die Nordhorner Zooschule daher an einem Projekt des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ) mitgewirkt. So wurde in den vergangenen Monaten der sogenannte „VdZ-Nutztierkoffer“ entwickelt und unter anderem in Nordhorn erprobt. Dieser Koffer wurde nun durch den VdZ insgesamt 50 Zoos und Tierparks kostenlos zur Verfügung gestellt.
Projekt zum Erhalt alter Tierrassen
Mit der umfangreichen Materialiensammlung, die in Deutschland einmalig ist, können die Zoopädagogen interessierten Gästen nun noch umfassender vermitteln, welche Merkmale und Vorteile einheimische Nutztiere haben und warum sich die Mitglieder des Verbandes dafür einsetzen, dass bedrohte Rassen wie das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind und das Bunte Bentheimer Schwein nicht aussterben. „In der auf Leistung orientierten Landwirtschaft haben viele alte Nutztierrassen leider inzwischen einen geringen Stellenwert, weil sie nicht über aktuell gewünschte Zuchtmerkmale wie schnelles Wachstum oder eine ertragreiche Milchproduktion verfügen“, so die stellvertretende VdZ-Geschäftsführerin und Projektinitiatorin Dr. Julia Kögler. „Daraus resultiert ihr bedrohlicher Bestandsrückgang. Doch als Teil der biologischen Vielfalt und unseres Kulturerbes sind sie äußerst schützenswert.“ Aus diesem Grund haben der Verband der Zoologischen Gärten und der Landschaftstierpark „Arche Warder 2020“ gemeinsam ein Projekt ins Leben gerufen, das die Stärkung des Beitrages von Zoos zum Erhalt bedrohter Nutztierrassen zum Ziel hat. Als anerkanntes Modell- und Demonstrationsvorhaben wird das dreijährige Projekt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert.
Auf spielerische Weise sensibilisieren
Gemeinsam mit dem Projektpartner „Arche Warder“ und einigen Mitgliedern des Verbandes deutschsprachiger Zoopädagogen hat der VdZ ein Jahr lang den Nutztierkoffer konzipiert. Die Leiterin der Nordhorner Zooschule, Ina Deiting, war Teil dieser Projektgruppe zur Entwicklung des Bildungsmaterials. Unter anderem enthält der Koffer Memory-Karten, Beispiele für aus Nutztieren hergestellte Konsumprodukte und Informationen zu den ursprünglichen Wildtier-Stammformen unserer heutigen Haustiere. Zoobesucher, besonders Kinder und Jugendliche, können auf diese Weise spielerisch über die gegenwärtige Bedrohung einheimischer Nutztierrassen aufgeklärt und für den Schutz der Biodiversität und des Klimas sensibilisiert werden. Die Kosten für Entwicklung, Produktion und Versand der 50 Koffer lagen einer Mitteilung des Tierparks Nordhorn zufolge bei rund 35.000 Euro.
In Nordhorn fand der neue Nutztierkoffer bereits im Rahmen des Projekts „Zooschule to go“ praktische Anwendung. So waren zwei Zooschulmitarbeiterinnen mit dem Programm „Bauernhof gestern, heute und morgen“ in der Grundschule Wietmarschen zu Gast. Hier übernahmen sie in den Klassen 3 und 4 jeweils eine Doppelstunde mit dem Nutztierkoffer, um den Kindern die Thematik näherzubringen. Bei einem Besuch der Klassen im Tierpark konnte das in der Schule gelernte Wissen auf dem historischen Vechtebauernhof dann vertieft werden. Zooschulleiterin Ina Deiting resümiert: „Der Besuch der Grundschule Wietmarschen war ein rundum gelungenes Pilotprojekt von ,Zooschule to go‘ in Verbindung mit dem VdZ-Nutztierkoffer. Wir hoffen, ab dem kommenden Schuljahr in vielen Grafschafter Schulen den Unterricht auf diese Weise bereichern zu können.“ Erste Anfragen liegen der Zooschule bereits vor.
Informations- und Buchungsanfragen für die „Zooschule to go“ oder das Nutztierprogramm im Tierpark können per E-Mail an zooschule@tierpark-nordhorn.de gestellt werden.

Um Schulkindern die Thematik „Erhalt bedrohter Nutztierrassen“ näherzubringen, haben zwei Mitarbeiterinnen der Zooschule vor Kurzem der Grundschule Wietmarschen einen Besuch abgestattet und den Dritt- und Viertklässlern das Programm „Bauernhof gestern, heute und morgen“ aus dem neuen Nutztierkoffer vorgestellt. Foto: Grundschule Wietmarschen