01.10.2020, 11:11 Uhr

Konzertreihe und Ausstellung zum Thema „Entartete Musik“

Plakat zur Ausstellung. Foto: NIHZ

Plakat zur Ausstellung. Foto: NIHZ

Nordhorn Im Kulturhaus NIHZ an der Mittelstraße in Nordhorn findet im Oktober eine Konzertreihe und Ausstellung zum Thema „Entartete Musik“ statt.

Der Begriff „Entartete Musik“ (analog zu Entartete Kunst) bezeichnete während der Zeit des Nationalsozialismus vor allem die musikalische Moderne, die nicht der Ideologie der Nationalsozialisten entsprach. Der Nationalsozialismus im Deutschen Reich sah sich nicht nur als politische, sondern auch als kulturelle Bewegung, die ganz bewusst mit dem kulturellen Pluralismus der Weimarer Republik brach. Komponisten der Moderne wurden als so genannte Vertreter der Entarteten Musik oder auch der „Negermusik“ verunglimpft, verfemt und politisch verfolgt, darunter „nicht-arische“ Künstler wie Arnold Schönberg, Ernst Krenek, Kurt Weill, Hanns Eisler, Franz Schreker, Erwin Schulhoff und Ernst Toch, aber auch „arische“ Komponisten wie Anton Webern, Paul Hindemith und Igor Strawinsky. Auch die Werke bereits verstorbener Künstler wie Alban Berg waren betroffen.

Das Kulturhaus NIHZ organisiert zum Thema ‚Entartete Musik‘ vier Abende. Jeder Abend bietet ‚Entartete Musik aus Ghetto’s und KZ’s und Musik von Johnny & Jones‘, gespielt vom Duo NIHZ und eine 10 Minuten-Lesung von Bobby Rootveld über die Komponisten die nach der Pause gespielt werden. Nach der Pause spielen internationale Künstler „Entartete Musik“, kombiniert mit einem traditionellen Konzertprogramm, das Stücke von Mozart, Schumann und Bernstein beinhaltet. Die Konzertreihe wird am 11. Oktober um 19.30 Uhr durch ein Duo aus Italien eröffnet. Di Felice-Leone spielten die letzte Jahre unter anderem im Concertgebouw in Amsterdam, in der Laeiszhalle (Musikhalle) in Hamburg und in der Hall of Geneva Conservatoire. In Nordhorn spielt das Duo Musik von Robert Schumann, Wolfgang Amadeus Mozart, Arnold Schönberg und von Leonard Bernstein.

Der Eintritt für diese vier Konzertabende ist frei. Spenden sind erbeten. Sie finden Verwendung für die Fortführung der Sanierungsarbeiten beim Museum „KZ Blechhammer“ in Polen. Es gibt wegen Covid-19 und den damit verbundenen Einschränkungen sehr wenig Plätze. Daher empfiehlt sich eine rechtzeitige Voranmeldung per E-Mail an bobbyrootveld@gmail.com.

Das Programm im Überblick:

Sonntag, 11. Oktober, 19.30 Uhr: Di Felice-Leone aus Italien (Klavier & Querflöte) spielt Musik von Mozart, Schumann, Gershwin und Schönberg.

Sonntag, 18. Oktober, 19.30 Uhr: Pitros Duo aus Italien (Klavier & Trompete) spielt Musik mit dem Schwerpunkt auf russische Komponisten während des Kommunismus.

Donnerstag, 22. Oktober, 19.30 Uhr: Krakow Duo aus Polen (Klavier & Querflöte) spielt Musik mit dem Schwerpunkt auf polnische Komponisten während das Kommunismus.

Sonntag, 1. November, 19.30 Uhr: Duo Levin-Belousov aus Israel (Gesang und Gitarre) spielt Musik mit dem Schwerpunkt auf jiddische Lieder.

Die Ausstellung

Die Ausstellung hat den Titel „Johnny und Jones“ und wird am 11. Oktober um 19 Uhr eröffnet. Die Ausstellung ist von Bobby Rootveld und Sanna van Elst konzipiert worden. Johnny & Jones war der Name eines Jazz-Duos aus Amsterdam, bestehend aus Arnold „Nol“ Siméon van Wesel (Johnny) (3. August 1918 – 20. März 1945) und Max Salomon Meyer Kannewasser (Jones) (24. September 1916 – 15. April 1945). Beide Musiker wurden Opfer des Holocaust. Ab 1937 traten „Johnny & Jones“ regelmäßig im VARA-Rundfunk auf und wurden äußerst populär. Sie gelten als die ersten Teenie-Idole der Niederlande. 1943 wurden die beiden Männer von den Deutschen gemeinsam mit ihren Ehefrauen in das Durchgangslager Westerbork deportiert. Dort wurden sie zur Ausschlachtung (sloperij) von abgeschossenen Flugzeugen eingesetzt. Bei einem dieser Einsätze in der Nähe von Weesp hatten sie 1944 mit Zustimmung der Deutschen die Gelegenheit, in einem Schalplattenstudio in Amsterdam sechs Lieder aufzunehmen, vier auf Niederländisch, zwei auf Deutsch. Johnny & Jones sind die einzigen jüdischen Musiker, die während des Holocaust kurzzeitig ein Konzentrationslager verlassen durften, um ihre eigenen Lieder über das Konzentrationslager in einem Studio aufzunehmen. Grund genug, dem Leben dieses Duos mit einer Ausstellung zu widmen.