24.08.2019, 14:00 Uhr

Kampagne macht auf Arbeit der Jobcenter aufmerksam

„Hartz IV“ – kaum eine Reform wurde und wird so kontrovers diskutiert, wie die Einführung des Zweiten Buches des Sozialgesetzbuchs. Im Schatten der Öffentlichkeit wurde neben der Verabschiedung des Gesetzestextes über die Zuständigkeit gestritten.

Landrat Friedrich Kethorn, Fachbereichsleiterin Gitta Mäulen und Abteilungsleiter Valentin Drechsler sehen das Jobcenter als starken Partner für Grafschafter Bürgerinnen und Bürger, die Unterstützung benötigen. Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim

Landrat Friedrich Kethorn, Fachbereichsleiterin Gitta Mäulen und Abteilungsleiter Valentin Drechsler sehen das Jobcenter als starken Partner für Grafschafter Bürgerinnen und Bürger, die Unterstützung benötigen. Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim

Sollte die Aufgabe bundesweit einheitlich durch die Bundesagentur für Arbeit oder, unter stärkerer Berücksichtigung regionaler Besonderheiten, von den Kommunen umgesetzt werden? Infolge eines politischen Kompromisses wurden die sogenannten „Optionskommunen“ zugelassen. Der Landkreis Grafschaft Bentheim hat sich mit Beschluss des Kreistags vom 30. August 2004 einstimmig dazu entschieden, die Aufgabe alleinverantwortlich zu gestalten.

Im Rahmen der Kampagne „Kommunale Jobcenter – Stark. Sozial. Vor Ort.“ wollen der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag die Jobcenter in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken, um die Vorteile und Strukturmerkmale der kommunalen Jobcenter hervorzuheben. Seit seiner Entstehung im Jahr 2005 konnten im Grafschafter Jobcenter viele kleine und große Erfolgsgeschichten geschrieben werden, denn in dem Gebäude am Stadtring in Nordhorn wird für Menschen Sorge getragen, die Unterstützung auf ihrem Weg in Arbeit und Ausbildung benötigen.

Das kommunale Jobcenter integriert in nachhaltige Jobs und verfolgt zudem das gleichberechtigte Ziel der gesellschaftlichen Teilhabe. Parallel zu den Unterstützungsangeboten erfüllt das Jobcenter die individuellen Leistungsansprüche seiner Kunden und sichert damit ihre materielle Existenzgrundlage. Der Vorsitzende der CDU Kreistagsfraktion und niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers erklärt:

„Die Arbeitsmarktpolitik des Landkreises Grafschaft Bentheim ist eine Erfolgsgeschichte. Die Arbeitslosenquote liegt unter 3 Prozent, das ist nahezu Vollbeschäftigung. Dennoch dürfen wir nicht nachlassen, uns um die Menschen zu kümmern, die noch immer nicht von dieser Entwicklung profitieren. Das sind häufig Menschen mit verschiedenen Handicaps oder einer langen Arbeitslosigkeit. Der Ansatz, den der Landkreis verfolgt, nimmt den ganzen Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Blick. Der Landkreis kann im Verbund von Jobcenter und anderen Hilfsangeboten umfangreich Hilfestellung geben und eine Förderung gezielt ansetzen. Dieser Verbund kann besonders gut wirken, wenn alles aus einer Hand geboten wird. Aus diesem Grund ist die kommunalisierte Arbeitsmarktpolitik ein Erfolg.“

Wolfgang Quandt von der Initiative Pro Grafschaft findet, dass „durch die gute Erreichbarkeit und kurze Wege viele Prozesse optimiert wurden und Anträge auf Hilfe und Unterstützung zeitnah bearbeitet werden können, z.B. bei der Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt oder auch bei der Sicherstellung von Bildung und Teilhabe bei Kindern und Jugendlichen.“ „Das Grafschafter Jobcenter ist rückblickend ein Riesen-Erfolgsmodell und nicht mehr wegzudenken“, meint Gerd Will, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag.

„Durch ein feines und filigranes Netzwerk hat das kommunale Jobcenter viele Hilfeleistungen verschiedener Stellen miteinander verzahnt und ein ganzheitliches Angebot für die Leistungsberechtigten in der Grafschaft Bentheim geschaffen“, sagt Will. Hans-Joachim Haming, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Nordhorn, kann hierfür Beispiele nennen: „Mit dem Grafschafter Jobcenter hat die Agentur für Arbeit Nordhorn Projekte wie die Jugendberufsagentur oder das Polen-Projekt ‚Polak Potrafi‘ initiiert. Wir sind der Überzeugung, dass gemeinsames Handeln im Interesse aller Arbeitsmarktakteure ist. Die genannten Projekte sind dafür gute Beispiele.“

Jutta Lübbert, Geschäftsführerin der Grafschafter Wirtschaftsvereinigung, blickt ebenfalls auf ein erfolgreiches gemeinsames Projekt mit dem Jobcenter zurück: „Die größte Herausforderung für die soziale und berufliche Integration von Geflüchteten stellt nach wie vor die sprachliche Qualifizierung dar. Mit der Unterstützung des Jobcenters hat das Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft, geflüchtete Ärzte und Apotheker kompetent auf die Fachsprachprüfung vorbereiten können. Ein wesentlicher Schritt, um ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die Grafschaft Bentheim braucht diese Fachkräfte dringend.“

Die Kommunalpolitik, die Verwaltung und die Partner am Arbeitsmarkt sind sich einig. Die auf den lokalen Wirtschaftraum ausgerichtete Arbeitsmarktpolitik und eine Kundenbetreuung, die den Menschen mit seinen Stärken und Schwächen und in seinem gesamten sozialen Gefüge in den Mittelpunkt stellt, sprechen nach wie vor für die kommunale Aufgabenwahrnehmung.

„Unsere Kommunalpolitik und unsere Kreisverwaltung zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich – wie die Grafschafter an sich - in hohem Maße für die bürger verantwortlich fühlen, die unsere Unterstützung benötigen“, sagt Landrat Kethorn. „Und so war es für uns eine Selbstverständlichkeit, auch organisatorisch die Verantwortung zu übernehmen. Die Entwicklung unseres Jobcenters lag mir während meiner Amtszeit sehr am Herzen und ich habe mich persönlich über die vielen Erfolgsgeschichten und die tolle Entwicklung gefreut. Ich möchte es nicht versäumen, den vielen engagierten Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz zu danken. Ich weiß, sie haben gewiss nicht immer eine leichte Aufgabe zu bewältigen.“