Heißausbildungsanlage: Noch fehlt das „Ja“ des Landkreises
Neben Statistiken, Beförderungen und Wahlen zeigte sich die neue Heißausbildungsanlage als Juckepunkt bei der Jahreshauptversammlung der Schüttorfer Ortsfeuerwehr. Kritik gab es auch für den Totalausfall der Feuer- und Rettungsleitstelle am 31. Januar.

Kameradschaftliches Gruppenfoto (von links, erste Reihe): Stellvertretender Gemeindebrandmeister Hermann Rademaker, Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Manfred Windhaus, Niklas Vernim, Nils Vahl, Florian Feldmann, Justus Thien, Jens Leufting, Guido Kühlmann, Ordnungsamtsleiter Jan Stockhorst. Hintere Reihe (von links): Ortsbrandmeister Simon Vernim, Tobias Neigenfind, Kreisbrandmeister Uwe Vernim, Björn Hesse, Marcel Möller, Dieter Ohmann, Philipp Laurich, Marian Gehrke und Alexander Eissing. Foto: Ortsfeuerwehr Schüttorf
Schüttorf Ortsbrandmeister Simon Vernim blickte während der kürzlich ausgerichteten Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Schüttorf auf das Jahr 2019 zurück. Weniger Einsätze als im Vorjahr – aber viele Einsatzstunden – war das Ergebnis der Hochrechnungen für 2019. Die Ortsfeuerwehr Schüttorf wurde zu 113 Einsätzen gerufen und hat hierbei 3165 Einsatzstunden geleistet. Im Vergleich zu 2018 mit 158 Einsätzen und 3817 Stunden ein geringer Rückgang, aber weit über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahren.
Zu Anfang kritisierte Vernim den Ausfall der Feuer- und Rettungsleitstelle am 31. Januar und den Umgang mit den Feuerwehren. Diese wurden von dem Totalausfall nicht in Kenntnis gesetzt. Alarmierungen hätten nicht stattfinden können. Im Einsatzfall wäre es zu erheblichen Verzögerungen gekommen. Kreisbrandmeister Uwe Vernim habe den Ausfall nur zufällig erfahren und die Anweisung herausgegeben, sämtliche Feuerwehrhäuser im Landkreis mit mindestens neun Einsatzkräften zu besetzen. Erst daraufhin seien die Feuerwehren informiert worden.
Aktuell gebe es einen Prüfungs- und Wartungsstau bei den auf den Fahrzeugen verlasteten Geräten. Hier seien viele Prüffristen deutlich überschritten. Beschwerden beim Landkreis bewirkten wenig Verbesserung, das Personal an der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) ist überlastet. Gleiche Probleme gebe auch bei der dem Landkreis unterstellten Feuer- und Rettungsleitstelle. Hier würden Alarm- und Ausrückeordnungen verspätet eingepflegt – dies führe oft zu falschen Alarmierungen.
Ein Ausbilderteam für Atemschutzausbildung in der Grafschaft Bentheim habe in langer Eigenleistung eine aus Containern bestehende Heißausbildungsanlage gebaut und durch die Feuerwehrunfallkasse und der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz (NABK) abnehmen lassen. Die Anlage dürfe allerdings nicht in Betrieb gehen. Es fehle seit einem Jahr die Unterschrift der Genehmigung des Landkreises. Dies sei kein Umgang mit motivierten Ausbildern, so Ortsbrandmeister Simon Vernim.
Erfreuliche Entwicklungen dafür bei den Feuerwehren. Hier beobachtet man zunehmend ein Näherrücken. Man arbeitet mittlerweile über die Gemeindegrenzen hinaus zusammen. 2019 wurden wir insgesamt zu elf Einsätzen außerhalb der Samtgemeinde gerufen. Dass Nachbarfeuerwehren standardmäßig mitalarmiert werden, ist keine Seltenheit mehr. So unterstützten wir im Sommer unsere Bentheimer Kameraden bei einem ausgedehnten Dachstuhlbrand mit unserer Drehleiter. Des Weiteren fuhren wir mehrmals den Gildehauser Venn mit unseren Tanklöschfahrzeugen an.
Hier wies Ortsbrandmeister Vernim hin, dass auf Dauer Konzepte auf den Ortsebenen entwickelt werden müssten, um Großeinsätze koordinierter abarbeiten zu können. Als konkretes Beispiel nannte er den großen Brand im Gildehauser Venn. Hier habe es nur einen Einsatzleitwagen gegeben. Für Einsätze dieser Größe würden in Zukunft pro Einsatzabschnitt ein Einsatzleitfahrzeug benötigt, so die Einschätzung von Simon Vernim, „um große Schadensereignisse koordinierter führen zu können.“
Zusätzlich fügte Vernim hinzu, wie wertvoll das in die Jahre gekommene Tanklöschfahrzeug 8 Wald auf Unimog sei. Bei dem Einsatz im Gildehauser Venn sei es in dem von Schüttorf geführten Einsatzabschnitt das einzige Fahrzeug gewesen, welches hoch geländegängig ist und während der Fahrt Wasser abgeben kann. Das Fahrzeug sei mittlerweile seit über zehn Jahren ein Oldtimer. Fehlende Anschnallgurte, ABS und Airbags seien nur einige Zeugnisse dafür, dass dieses Fahrzeug nicht mehr zeitgemäß ist und dringend ersatzbeschafft werden müsse. Man solle die Bemühungen intensivieren, das Land Niedersachsen dazu zu bewegen, Zuschüsse für eine Neubeschaffung zuzusichern. Der Unimog sei bereits 1979 vom Land Niedersachsen beschafft worden.
Neben Konzepten auf Ortsebene müsse auch weiter intensiv an kreisweite Einsatzkonzepte gearbeitet werden, sagte Vernim. Als Beispiel nannte der Schüttorfer Ortsbrandmeister hier den Gefahrgutzug. Hier bleibe momentan alles an der Ortsfeuerwehr Schüttorf hängen. Ein kreisweiter Gefahrgutzug sei nicht vorhanden. Hier müsse man sich mit allen Verantwortlichen an einen Tisch setzen, um eine stufenmäßige Alarmierung auf Kreisebene aufzubauen. Hier müssen alle Ortsfeuerwehr an einem Strang ziehen, so Vernim.
Die Ortsfeuerwehr Schüttorf ist im vergangenen Jahr zu vier Gefahrguteinsätzen gerufen worden. Der mit acht Stunden längste habe sich auf der Autobahn 31 befunden. Hier arbeiteten Feuerwehren aus Emsbüren, Salzbergen, Spelle, Lohne und Schüttorf unter der Leitung des Kreisbrandmeisters eng und reibungslos zusammen.
In seiner Ansprache blickte Ortsbrandmeister Vernim neben den absolvierten Einsätzen auch auf einige Highlights zurück. Ein Orga-Team der Ortfeuerwehr Schüttorf organisierte eine Großveranstaltung des Landesfeuerwehrverbandes. Unter dem Motto „Feuerwehr Bewegt“ sei Schüttorf Gastgeber für ein Zusammentreffen vieler radfahrbegeisterter Feuerwehrmänner und -frauen aus ganz Niedersachsen gewesen.
Neben einem Brandschutztag in Engden, bei dem sich die Feuerwehr Schüttorf präsentiert habe, sei auch eine Brandschutzerziehung an einem Vormittag mit einer 8. Klasse der Oberschule durchgeführt worden. Eine Feuerwehrkameradin aus Lohne und Lehrerin an der Oberschule, habe eine Bachelorarbeit zum Thema Brandschutzerziehung in Schulen geschrieben.
Zu den Beschaffungen im Jahr 2019 zählten der Kommandowagen, dieser sei an Werktagen von morgens bis zum späten Nachmittag besetzt und könne somit zügig zu Einsätzen ausrücken. Das Konzept habe sich mittlerweile schon bewährt. Zusätzlich wurde ein Aluminumboot, welches auf einem Anhänger verlastet ist, angeschafft.
Des Weiteren gehen die Planungen für das Feuerwehrhaus weiter voran, man habe im Jahr 2019 in vielen Arbeitsgruppensitzungen zusammengesessen, Feuerwehrhäuser wurden besichtigt, Gespräche mit politischen Parteien wurden gehalten und vieles mehr. Simon Vernim versichert, man erarbeite ein Feuerwehrhaus, welches vorausschauend geplant werde.
Mit Blick zur Verwaltung der Samtgemeinde Schüttorf erinnerte Ortsbrandmeister Simon Vernim daran, weiter an eine Entlastung für die Verwaltung der Ortsfeuerwehr und bei der Wartung der Geräte zu arbeiten. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die vielen Gespräche Früchte trügen und man dabei sei, an Lösungen zu arbeiten.
Hermann Rademaker, stellvertretender Gemeindebrandmeister, lobte in seinem Grußwort die vielen geleisteten Stunden und Aktivitäten und hob hervor, dass alles ehrenamtlich geleistet werde. Hier brauche es in Zukunft Entlastung. Er hoffe, dass dies die Gemeindeverwaltung bald umsetze, denn auch 2020 werde nicht weniger arbeitsintensiv.
Uwe Vernim, in seiner Funktion als Kreisbrandmeister, unterstützte Ortsbrandmeister Simon Vernim bei seiner Kritik bezüglich des Leitstellenausfalls und bedankte sich für die Bereitschaft, das Feuerwehrhaus in dieser Zeit besetzt zu haben. Zum Thema Gefahrgutzug für die Grafschaft Bentheim fordert Uwe Vernim einen flächendeckenden Brandschutzbedarfsplan für den gesamten Landkreis, hier sei der Tenor „sehr positiv“. Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Manfred Windhaus bedankte sich für die geleistete Arbeit. Man erarbeite aktuell einen Plan zur Entlastung der Feuerwehr, allerdings benötige dies aufgrund aktuellen Personalmangels in der Verwaltung etwas Zeit.
Befördert wurden vom Feuerwehrmannanwärter zum Feuerwehrmann: Nils Vahl, Jens Leufting, Justus Thien. Vom Feuerwehrmann zum Oberfeuerwehrmann: Philipp Laurich und Tobias Neigenfind; vom Oberfeuerwehrmann zu Hauptfeuerwehrmann: Björn Hesse, Florian Feldmann, Marcel Möller, Niklas Vernim; vom Hauptfeuerwehrmann zum 1. Hauptfeuerwehrmann wurde Marian Gehrke befördert. Bei den Wahlen wurde Dieter Ohmann in seinem Amt als Kassenwart für weitere drei Jahre bestätigt. Guido Kühlmann wurde als Beisitzer im Ortskommando wiedergewählt. Dieter Ohmann, André Vernim, Jan Schlattmann und Alexander Eissing wurden als Beisitzer für das Samtgemeindekommando gewählt.