26.08.2021, 10:25 Uhr

Grafschafter „Schulranzenaktion“ geht in die nächste Runde

Hermann Josef Quaing, Geschäftsführer des Grafschafter Caritasverbandes, und seine Mitstreiterinnen sind über die Spendenbereitschaft froh. Foto: Caritas

Hermann Josef Quaing, Geschäftsführer des Grafschafter Caritasverbandes, und seine Mitstreiterinnen sind über die Spendenbereitschaft froh. Foto: Caritas

Nordhorn Man sollte Kindern nicht schon am Schulranzen ansehen können, ob die Eltern Geld haben oder nicht: Dieses Ziel verfolgt die „Schulranzenaktion“, die 2015 im Caritasausschuss der katholischen Stadtpfarrei St. Augustinus entstanden ist und seither mit Hilfe des Caritasverbandes für den Landkreis Grafschaft Bentheim umgesetzt wird.

Kürzlich war es wieder so weit und mehrere fleißige Helferinnen und Helfer von Grafschafter Sozialkaufhäusern und Ausgabestellen packten 48 neue Tornister mit allerlei Materialien. Sogar kleine Schultüten für die Erstklässler waren diesmal mit dabei. Die gefüllten Ranzen sollen noch vor dem Schulstart Familien mit geringen finanziellen Mitteln ausgehändigt werden.

Das Prinzip der Aktion funktioniert wie folgt: In Zusammenarbeit mit dem Spielwarengeschäft Schulenberg in Nordhorn beschafft die Caritas für jeweils 60 Euro ein komplettes „Starterpaket“ für Schüler, bestehend aus einem Schulranzen samt Etui, Tuschkasten und Turnbeutel. Zum Vergleich: Ein neuwertiger Schulranzen schlägt heute nicht selten mit 250 Euro zu Buche, was für viele Eltern eine Herausforderung darstellt. Für die „Schulranzenaktion“ kauft Sabine Wassong, Geschäftsinhaberin des Spielwarengeschäftes Schulenberg, die originalverpackten Tornister aus Vorjahresserien kostengünstig bei den Herstellern ein. Finanziert wird die Aktion maßgeblich durch Spendengelder.

Über Fürsprecher gelangen die Materialien schließlich zu ihren späteren Nutzern. Diese Fürsprecher können Tafeln, Schulen, Kitas, Beratungsstellen oder Jugendhilfeeinrichtungen sein, die die Betroffenen kennen und für die Notwendigkeit der Hilfe einstehen. Die Ranzen können dann von den Familien direkt bei folgenden Ausgabestellen zum Preis von 25 Euro eingekauft werden: Nordhorner Tafel samt Ausgabestelle Wietmarschen, „Klamöttchen“ des SkF Nordhorn, Brotkorb Neuenhaus und Tafel Emlichheim.

Hermann Josef Quaing, Geschäftsführer des Grafschafter Caritasverbandes, betont die Wichtigkeit der Aktion: „Der Kinderschutzbund in Nordhorn hat sich von Schulen verschiedene Bestelllisten zur Einschulung geben lassen. Das Ergebnis: Von den Mitteln aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung können bedürftige Familien die benötigten Schulmaterialien nicht bezahlen. Und ein Schulranzen war noch gar nicht auf der Einkaufsliste.“ Auch die Erhöhung der Auszahlung von 100 auf 150 Euro pro Jahr ändere an der Situation nicht viel.

Uschi Vox von der Nordhorner Tafel berichtet, dass die „Schulranzenaktion“ stets gut angenommen werde: „Das ist eine tolle Sache. Es macht schon einen Unterschied aus, ob man einen hochwertigen Tornister bekommt oder einen aus dem Billigladen“, sagt sie und erzählt von den strahlenden Augen der Kinder, wenn diese den Ranzen in Empfang nehmen. Gleichzeitig sei es für die Eltern wichtig, dass sie den Ranzen – wenn auch zu einem geringen Preis – selbst gekauft haben und ihn nicht einfach geschenkt bekommen.

Darüber hinaus unterstützt die „Schulranzenaktion“ Familien in konkreten Einzelfällen, wenn es um Bildung und Teilhabe von Kindern geht. Hermann Josef Quaing nennt das Beispiel einer alleinerziehenden Mutter aus Nordhorn mit zwei schulpflichtigen Kindern aus der 4. und 10. Klasse. Da der Kindesvater keinen Unterhalt zahlt, erhält die Mutter einen Unterhaltsvorschuss für die Kinder und lebt selbst von SGB II-Leistungen. Eigentlich kommt die Mutter übers Jahr mit dem Geld aus, etwas anzusparen ist allerdings schwierig. In diesem Jahr wurde die Familie einmalig mit einem kleinen Zuschuss in Höhe von 85 Euro unterstützt. Auch einem alleinerziehenden Vater wurde für die Kinder eine Unterstützung gewährt. Einem Mädchen aus einer Familie mit niedrigem Familieneinkommen wurde die Teilnahme an einem Kurs der Musikschule ermöglicht. Dies seien nur einige Fälle von Menschen, die Hilfe durch die Aktion erhalten haben, sagt Quaing. Er dankt allen Beteiligten und Spendern und hofft, dass die „Schulranzenaktion“ auch in den kommenden Jahren in der Lage sein wird, Gutes zu bewirken.

Bilanz und Aufruf

Die „Schulranzenaktion“ konnte bereits zahlreiche ABC-Schützen und Schüler weiterführender Schulen glücklich machen: Einschließlich des diesjährigen Durchgangs konnten seit 2015 insgesamt 435 Tornister an bedürftige Kinder abgegeben werden. Zusammen mit weiteren Einzelfall-Hilfen haben Grafschafter Familien in 2020 eine Unterstützung im Wert von 6715,58 Euro erhalten. An Spendengeldern sind im selben Zeitraum 4632 Euro eingegangen. Die Zahlen zeigen, dass weitere Zuwendungen benötigt werden: Unter dem Motto „60 Euro für den fairen Schulstart“ (so hoch ist der Selbstkostenpreis für einen neuwertigen Ranzen) bittet die Caritas um Spenden: Diese können auf das Konto des Caritasverband Grafschaft Bentheim, Stichwort „Schulranzen“ (Kreissparkasse Grafschaft Bentheim, IBAN: DE31 2675 0001 0000 0698 23, BIC: NOLADE21NOH) entrichtet werden. Für weitere Informationen steht Hermann Josef Quaing telefonisch unter der Telefonnummer 05921 81111-30 zur Verfügung.