Gartenschläfer ziehen ins neue Nachttierhaus im Tierpark ein

© FRANZ FRIELING 48527 NORDHORN
Deutlich an seiner „Zorro“-Maske erkennbar: Ein Gartenschläfer erkundet sein neues Zuhause im ersten Nachttierhaus des Nordhorner Tierparks. Foto: Frieling
Es dauert ein paar Sekunden, bis die Augen sich an die dunkle Umgebung gewöhnt haben, dann sieht man die hübschen Gartenschläfer plötzlich klettern und flitzen. Eine spannende Entdeckungsreise am Tag und doch mitten in der Nacht. Vor Kurzem wurde nämlich das erste Nachttierhaus im Tierpark Nordhorn eröffnet. Mit den Gartenschläfern zieht eine zwar kleine, aber hoch spannende und leider auch bedrohte Art in den Familienzoo ein.
Mitten im „Vechtedorf“ ist mit dem „Nijnhuuser Schöppken“ nach der Dorfmetzgerei nun das zweite historische Gebäude im Bau. Hier soll in Zukunft eine Bastelwerkstatt untergebracht werden, in der vor allem historische Handwerkskunst wie Korbflechten, Töpfern und Ähnliches gezeigt wird. Als ersten Teilabschnitt konnte der Tierpark Nordhorn nun das unmittelbar an das Haupthaus angrenzende Nachttierhaus eröffnen und für die Zoobesucher freigeben. Während der Bauabschnitt für die geplante Bastelwerkstatt noch etwas Zeit benötigt, können Tierparkbesucher das neue Nachttierhaus und die nachtaktiven kleinen Nager mit der charakteristischen „Zorro“-Maske bereits besichtigen. Gefördert wird das Projekt durch das Unternehmen Neuenhauser Group, das die Realisierung nicht nur finanziell, sondern auch mit handwerklichem Geschick unterstützt.
„Mit dem Nachttierhaus können wir unseren Besuchern ein völlig neues Erlebnis bieten“, freut sich Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Und mit den Gartenschläfern hält in unserer regionalen Themenwelt nicht nur eine heimische, sondern auch bedrohte Art Einzug in den Tierpark. Und mit etwas Geduld geben die Tiere uns auch einen Einblick in ihre Welt.“ Mit einer Reduzierung von rund 50 Prozent der Population sind Gartenschläfer von einem massiven Rückgang ihres Vorkommens betroffen. Deutschland ist dabei das Hauptverbreitungsgebiet, der Rückgang hier wirkt sich also auf die Bestände der ganzen Art aus. Hinzu kommt, dass die einzelnen Vorkommen immer isolierter werden und genetischer Austausch somit nicht stattfinden kann. „Als Zoo wollen wir nicht nur die Tiere präsentieren und für deren Erhalt sensibilisieren, unser Engagement geht weit darüber hinaus“, erklärt Kuratorin Dr. Heike Weber. „Wir engagieren uns ebenso in der Freilandforschung und im Erhalt der Lebensräume, um mehr über die Tiere zu erfahren und die Bestände zu sichern.“
Aus diesem Grund fand am Rande der Eröffnung auch ein intensiver fachlicher Austausch mit Zookollegen aus dem Gaia-Zoo in den Niederlanden sowie mit der Vertreterin eines früheren Ansiedlungsprojektes im südlichen Emsland statt. Der Gartenschläfer ist nicht nur „Tier des Jahres“ in den Niederlanden, dort wird vom Gaia-Zoo auch ein Wiederansiedlungs- und Forschungsprojekt durchgeführt. Spannend ist die Frage, ob der Gartenschläfer auch in der Grenzregion Grafschaft Bentheim und südliches Emsland eine Rolle spielt. Einzelnachweise gibt es, ob dies allerdings auf eine ganze Population oder doch eher Zufallsbefunde schließen lässt, will der Tierpark Nordhorn nun ergründen. „Wir wollen unserem Auftrag als Zoo und Artenschutzzentrum gerecht werden und werden dieser Frage nachgehen“ so Dr. Nils Kramer.

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Dr. Heike Weber (links) und Andre Berends von der Neuenhauser Group (rechts) entlassen die ersten Gartenschläfer ins neue Nachttierhaus. Foto: Frieling
Im Vorfeld der Eröffnung des Nachttierhauses waren auch die Betriebsratsvertreter der Neuenhauser Group bereits fleißig: Rund 100 Schlafkästen für die Gartenschläfer wurden zusammengehämmert und geschraubt. Diese sollen im Rahmen der Forschungsarbeit des Tierparks dazu dienen, mehr über die bedrohte Tierart zu erfahren. „Wir von der Neuenhauser Group freuen uns, dem Tierpark so helfen zu können“, so Andre Berends, Vertreter des Neuenhauser Unternehmens. „Das ist ein tolles Projekt für die Region, die Besucher und die Tiere, und als Neuenhauser wollen wir die Region gern unterstützen.“
Wer ebenfalls die Arbeit des Tierparks unterstützen möchte, kann eine Patenschaft für die Gartenschläfer übernehmen. Nähere Informationen zur Übernahme einer Tierpatenschaft erhalten Interessierte im Onlineshop auf der Website des Tierparks Nordhorn.

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Vor dem neuen Nachttierhaus zeigen Vertreter des Tierparks Nordhorn und der Neuenhauser Group als Sponsor die Schlafkästen für die Gartenschläfer. Foto: Frieling