08.02.2021, 11:27 Uhr

De Ridder fordert Stärkung der Schuldnerberatungsangebote

Online-Fachgespräch mit Vertretern von Sozialverbänden. Foto: SPD

Online-Fachgespräch mit Vertretern von Sozialverbänden. Foto: SPD

Grafschaft Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder kam bei einem Online-Fachgespräch mit Andreas Hackling (Caritasverband für den Landkreis Emsland), Dieter Zapf (SKM Lingen), Hermann Josef Quaing (Geschäftsführer Caritasverband für die Grafschaft Bentheim), Alexandra Liebenau und Fabian Hermes (Compass Diakonie Caritas Haus) ins Gespräch und informierte sich über die aktuelle Situation in den hiesigen Schuldner- und Insolvenz-Beratungsstellen.

„Die aktuelle Corona-Krise bringt zahlreiche Menschen in finanzielle Schwierigkeiten, - sei es, weil sie in Kurzarbeit sind und sich damit ihr Einkommen auf 60 beziehungsweise. 67 Prozent ihres bisherigen Nettogehaltes reduziert, weil sie arbeitslos werden oder weil sie Einkommenseinbußen erleiden oder über keinerlei finanzielle Einnahmemöglichkeiten mehr verfügen. Gerade Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen, vor allem aber auch all jene, die durch den Lockdown ihrer bisherigen Erwerbsarbeit nicht mehr nachgehen können, haben unter den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise besonders zu leiden. Wie hat sich die Corona-Krise auf die Arbeit der Schuldner- und Insolvenzberatungen in unserer Region ausgewirkt? Wer nimmt die Beratungsleistung in Anspruch? Wie wird sich die Überschuldungslage der Menschen in den kommenden Monaten entwickeln? Über diese Fragen wollte ich mir im gemeinsamen Austausch mit den Fachleuten einen Überblick verschaffen“, erklärt Dr. Daniela De Ridder.

„In der Grafschaft Bentheim und im Emsland hat die Nachfrage nach Beratungsangeboten nach Darstellung der Experten sichtbar zugenommen – ein ganz großer Ansturm blieb bisweilen aber noch aus. Dennoch wird erwartet, dass die Zahl der Klienten in den kommenden Monaten weiter ansteigen wird. Zurzeit greifen die Emsländer und Grafschafter lieber auf ihre eigenen angesparten finanziellen Ressourcen zurück als Hilfen oder Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen – die versteckte oder verschämte Armut treffe dabei häufig Frauen“, berichten die Experten im Gespräch mit der SPD-Bundestagsabgeordneten. Hinzu komme, dass Menschen, die ohnehin Schwierigkeiten mit ihrem persönlichen Budget haben, die Corona-Krise als weitere deutliche Einschränkung erlebten: Mini-Jobs etwa, häufig eine Zuverdienstmöglichkeit von Frauen, Schülern oder Studenten, entfielen, während aber die Verträge für Handy oder Streaming-Dienste unvermindert weiterliefen.

„Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich mit Nachdruck dafür eingesetzt, konkrete Maßnahmen auf dem Weg zu bringen, um private Überschuldung in Folge der Corona-Pandemie zu vermeiden oder wenigstens zu mindern. So durften etwa zu Beginn der Krise Vermieter ihre Mietverträge nicht kündigen, wenn Mieter aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie die fällige Miete nicht mehr zahlen konnten. Auch der Zahlungsaufschub bei Verbraucherdarlehen und existenzsichernden Verträgen für Strom, Gas oder Telefon wurden beschlossen. Mit dem erleichterten Zugang zur Grundsicherung sowie der Ausweitung des Kurzarbeitergeldes hat Bundesminister Hubertus Heil (SPD) dafür gesorgt, Menschen besser vor den Folgen der Krise zu schützen“, erläutert De Ridder die bisher durchgeführten Maßnahmen von Seiten der Bundespolitik.

Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass die hiesigen Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen – gerade in Anbetracht der steigenden Nachfrage – gestärkt und ausgebaut werden müssten. Ohne eine Aufstockung der Mittel würden deutlich längere Wartezeiten von sechs bis acht Wochen entstehen – ein Zustand, der angesichts der psychischen Belastung der Betroffenen unbedingt zu verhindern sei. Entscheidend sei insbesondere die Qualität der Beratungen. Das vorrangige Ziel sei es daher, dass die Ratsuchenden ihre finanziellen und sozialen Kompetenzen zurückerlangten.

Gefragt nach konkreten Verbesserungswünschen wiesen die Gesprächsteilnehmer auf die Inkassounternehmen hin, die mit Schreiben und Hausbesuchen Schuldner massiv unter Druck setzten. Betroffene seien oftmals kaum in der Lage zu beurteilen, ob die Forderungen berechtigt seien oder nicht. Insbesondere im Umgang mit Inkasso-Diensten sei es daher wichtig, dass die Ratsuchenden ihre Rechte und Pflichten als Schuldner kennen und diese auch durchzusetzen wissen. Hier brauche es einen verstärkten Verbraucherschutz. Diesen Hinweis versprach De Ridder, mit ins politische Berlin zu nehmen und zur Diskussion zu stellen.