Bündnis 90/Die Grünen diskutieren über Klimaziele der EU

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Die Klimaziele der Europäischen Union wirken sich auch auf die regionale Landwirtschaft aus. Bündnis 90/Die Grünen tauschten sich mit Experten auch über die regionale Vermarktung von Lebensmitteln aus. Foto: Hille
Nordhorn Der „Green Deal“ ist das Programm der EU-Kommission mit dem Ziel, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Das Programm bezieht alle Wirtschafts- und Lebensbereiche ein – auch die Landwirtschaft. Wie also muss eine Agrarwende aussehen, die dem Ziel der Klimaneutralität gerecht wird? Was verlangt der Green Deal in Sachen Umweltschutz?
Bündnis 90/Die Grünen veranstalteten eine digitale Diskussion zu diesem aktuellen Thema. 63 Bürgerinnen und Bürger, überwiegend aus dem Emsland und der Grafschaft und aus der Landwirtschaft selbst, konnten ihre Fragen an die Expertin und die Experten stellen.
Viola von Cramon, Mitglied des Europaparlaments der Grünen und Mitglied im Haushaltskontrollausschluss, führte in das Thema seitens der EU ein. „Eine herausragende Bedeutung des Green Deals wird der Landwirtschaft und deren GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) zukommen. Die Erhaltung der Biodiversität und die „Farm to fork“-Strategie bilden den Fokus für ein umweltfreundliches Lebensmittelsystem.“ (Farm-to-fork – Vom Hof auf den Tisch).
Für dieses Ziel sollen Teile der Agrarförderung an Maßnahmen geknüpft werden, die die ökologische Transformation in der Landwirtschaft voranbringen. Dies sind unter anderen Tierwohlverbesserungen, umwelt- und klimaschonende Nutzung von Ressourcen, Erhaltung der Biodiversität. Viola von Cramon setzt sich dafür ein, dass diese Ziele nicht verwässert werden und im besten Fall ein größerer Anteil an Fördergeldern an diese Grünen-Ziele geknüpft wird.
Lambert Hurink, Hauptgeschäftsführer Emsländisches Landvolk, führte aus, dass sich die Landwirtschaft in der Region aufgrund der relativ schlechten Böden hauptsächlich zur Veredelungswirtschaft und Nutztierhaltung eignet. „Wir sind bereit für Veränderungen, spüren jedoch unter unseren Landwirten eine breite Verunsicherung, wie die Zukunft aussehen wird.“ Lambert Hurink hob drei Punkte hervor, die seiner Meinung nach wichtig sind:
Die neuen Standards im Zuge des Green Deals müssen demnach auch für Importe gelten, um keine Wettbewerbsnachteile zu generieren. Eine Folgelastenabschätzung für die ökonomische Zukunft der Landwirte sei notwendig, um Unsicherheiten zu nehmen und innerhalb der „Farm-to-fork“-Strategie müssten Ansätze gefunden werden, um eine größere Akzeptanz beim Verbraucher zu erreichen.
Everhard Hüseman, Bundestagskandidat der Grünen im Wahlkreis Mittelems, betonte die aktive Rolle der Landwirte der Region, die er sich wünscht: „Wir brauchen eine enkeltaugliche, zukunftsfähige Landwirtschaft, die wir nur gemeinsam angehen können. Wir müssen hier eine aktive Rolle einnehmen, um ressourcen- und umweltschonend zu gestalten.“
Gleichzeitig äußerte sich Everhard Hüseman skeptisch hinsichtlich der ausufernden EU-Bürokratie, die oft die Kapazitäten binde.
Nach den Beiträgen entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Der hohe Tierbesatz in der Grafschaft und im Emsland mit der entsprechend großen Menge an Wirtschaftsdünger übersteige den Nährstoffbedarf und die Aufnahmekapazität der Böden in der Region bei Weitem. Sowohl zur Ausbringung als auch zum „Export“ des Wirtschaftsdüngers in Landstriche mit geringer Viehwirtschaft und hohem Düngerbedarf gab es kritische Anmerkungen aus der Zuhörerschaft: Ökologisch sei das nicht, die Belastung des Grundwassers sei zudem sehr problematisch.
Kleinere Einheiten in der Tierhaltung sind ein ökologisches Ziel, das auch Everhard Hüseman verfolgt, um die Futtermittelversorgung in der Region leisten zu können und die Ausbringung des Düngers (Gülle und Mist) nicht im großen Stil in andere Regionen zu exportieren. Diese Regionalität kann und sollte bis zum Verbraucher vermarktet werden, bekräftigte Viola von Cramon.