04.11.2022, 15:55 Uhr

Botanische Sammlung Sauvagerds nun im Landesherbarium Münster

Anhand historischer Aufnahmen konnte Dr. Bernd Tenbergen seinen Zuhörern einen Eindruck davon vermitteln, wie die Grafschafter Landschaft mit ihrer heimischen Pflanzenwelt hier in den Dreißigerjahren noch vorzufinden war. Foto: privat

Anhand historischer Aufnahmen konnte Dr. Bernd Tenbergen seinen Zuhörern einen Eindruck davon vermitteln, wie die Grafschafter Landschaft mit ihrer heimischen Pflanzenwelt hier in den Dreißigerjahren noch vorzufinden war. Foto: privat

Auf Einladung des Vereins Heimatfreunde Neuenhaus ist der Naturwissenschaftler Dr. Bernd Tenbergen vor Kurzem als Gastredner zu einem gut besuchten Vortragsabend in die Dinkelstadt gekommen. Vor zahlreichen interessierten Zuhörern berichtete Dr. Tenbergen, der am LWL-Museum für Naturkunde in Münster die Referatsleitung Biologie und Botanik innehat und auch für die wissenschaftliche Betreuung der botanischen Sammlung verantwortlich zeichnet, über „Landschaft, Pflanzen und Herbarien“. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen der Dichter, Autor und Heimatforscher Karl Sauvagerd und seine botanischen Studien in der Grafschaft.

Bereits im Jahr 2017 hatte Berta Radicke, die Tochter des 1906 in Gronau geborenen und später in Neuenhaus tätigen Schneidermeisters Sauvagerd, dessen etwa 300 Belege umfassendes Herbarium dem Naturkundemuseum in Münster zur weiteren Aufbewahrung und Auswertung übergeben. In der Zwischenzeit wurde Sauvagerds botanische Sammlung dort fachgerecht inventarisiert und fotografiert. Anhand historischer Landschaftsaufnahmen und Pflanzenfotos stellte Dr. Tenbergen nun in seinem Lichtbildvortrag die Landschaft und Pflanzenwelt vor, wie sie noch in den 1930er-Jahren in der Grafschaft Bentheim vorzufinden war. Sauvagerd konnte damals noch an vielen Stellen Orchideen, Lobelien oder Wasserfedern entdecken – Pflanzenarten, die heute nur noch sehr selten zu finden sind. Mit Botanisiertrommel und Pflanzenpresse ausgerüstet, durchstreifte Sauvagerd die Grafschaft und dokumentierte, wie Tenbergen bestätigen konnte, sehr fachkundig die heimische Pflanzenwelt.

Im zweiten Teil seines Vortrages stellte Dr. Bernd Tenbergen das Westfälische Landesherbarium im Naturkundlichen Museum in Münster vor, das in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiern konnte. In dieser naturkundlichen Sammlung werden laut Tenbergen fast 650.000 Herbarbelege aufbewahrt, also getrocknete, bestimmte und gut beschriftete Pflanzenfunde sowie Pilze aus mehr als 100 Ländern weltweit. Traditionell werden im Landesherbarium auch zahlreiche Aufsammlungen aus der Grafschaft Bentheim und anderen Regionen Niedersachsens archiviert. „Mit dem Sauvagerd-Herbarium ist dort nun eine weitere botanische Sammlung untergebracht, die für die Nachwelt sowie für weitere wissenschaftliche Auswertungen in einem neuen Zentralmagazin erhalten bleibt“, erläuterte Tenbergen.

Im Anschluss an den informativen und kurzweiligen Vortrag von Dr. Tenbergen hatten die anwesenden Zuhörer Gelegenheit, einige der auf sogenannten Herbarbögen archivierte Exponate sowie verschiedene Original-Utensilien, die zum Anlegen eines Herbariums benötigt werden, in Augenschein zu nehmen. Zum Abschluss eines gelungenen Abends, für den sich Georg Hagmann, der Vorsitzende der Heimatfreunde Neuenhaus, bei allen Mitwirkenden herzlich bedankte, nahmen die Zuhörer gern noch die Gelegenheit zum Austausch in geselligem Kreis wahr. Kulinarisch abgerundet wurde der Ausklang des Abends durch leckere Schnittchen und Kräutertees nach alter Rezeptur, zubereitet und angeboten von der Grafschafter Kräuterschule aus Schüttorf.

Zur Ausstattung eines Herbariums gehören unter anderem auch Pflanzenpresse, Botanisiertrommel und Bestimmungshilfen. Foto: Tenbergen

Zur Ausstattung eines Herbariums gehören unter anderem auch Pflanzenpresse, Botanisiertrommel und Bestimmungshilfen. Foto: Tenbergen