08.01.2020, 15:30 Uhr

Ausstellung über Berlins S-Bahnstrecken in Enschede

Das Rijksmuseum Twenthe zeigt die Ausstellung „Berlin Geisterbahn“ mit Fotos des niederländischen Künstlers Fons Brasser

Haltestationen Wannsee und Botanischer Garten. Foto: Brasser/Rijksmuseum Twenthe

Haltestationen Wannsee und Botanischer Garten. Foto: Brasser/Rijksmuseum Twenthe

Enschede 118 Fotos von verfallenen und nicht mehr genutzten S-Bahnstationen im ehemaligen West-Berlin zeigt die Ausstellung Berlin Geisterbahn, die noch bis 16. Februar im Rijksmuseum Twenthe in Enschede zu sehen ist.

Der 1944 in Haarlem geborene Fotograf und Bildhauer Fons Brasser machte diese Serie in der Zeit von 1983 bis 1986. Sie beinhaltet alle S-Bahn-Stationen Westberlins vor der Wende. Als Prinzip für diese Serie legte er fest, dass er ein Foto vom Stationseingang und ein zweites vom verlassenen Bahnsteig macht.

„Berlin Geisterbahn“ ist Fons Brassers erstes großes Fotoprojekt. Ausgangspunkt dieses Projektes war ein Besuch der Umgebung des ehemaligen Reichssportfeldes, auf dem 1936 die Olympischen Spiele stattfanden. Wo früher zwei Millionen Menschen per S-Bahn transportiert wurden, 40 Züge die Stunde, gab es bei Brassers Besuch nur eine ausgestorben wirkende Strecke. Die düsteren Eingänge Richtung Bahnsteig und die einsamen und verwahrlosten Bahnlinien faszinierten den niederländischen Fotografen so sehr, dass er sich intensiv mit der Geschichte der S-Bahn beschäftigte.

Dokument des Kalten Krieges: Nach dem Bau der Mauer im Jahre 1961 wurde das S-Bahnnetz getrennt. Ost- und West-Berlin kamen überein, dass die DDR den Betrieb des gesamten Netzes übernehmen soll.

1980 kam es zu einem Streik beim S-Bahnpersonal im Westen, was die ostdeutsche Regierung dazu veranlasste, eine große Anzahl der im Westen gelegenen Stationen zu schließen. So entstanden Geisterbahnlinien. Nach mehrjährigen Verhandlungen beschlossen Ost- und Westberlin 1984, dass West-Berlin die in seinem Gebiet gelegenen Strecken und Stationen übernehmen sollte. Viele Stationen wurden damals geschlossen, mit der Maßgabe, sie später zu restaurieren.

Der Fotograf und Künstler Fons Brasser fotografierte die S-Bahnstationen in der Zeit, nachdem sie von der ostdeutschen Regierung geschlossen und bevor sie von Westdeutschland wieder renoviert wurden. Anfangs handelte es sich bei dem Projekt nur um eine Dokumentation. Wie schon beschrieben machte Brasser ein Foto vom Eingang und ein zweites vom verlassenen Bahnsteig. Diese Doppelporträts wurden dann Teil eines größeren Projektes. Er sammelte zahllose Karten, Baupläne und weitere Dokumente, die mit der Geschichte der S-Bahn zu tun haben. Jetzt bilden die Fotos die Grundlage einer künstlerischen Dokumentation des Kalten Krieges und einer Spurensuche der deutschen Teilung. Sie zeigen Verlassenheit, Verfall und Niedergang, aber ohne Sentimentalität.

Das Rijksmuseum Twenthe ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Nähere Informationen: Internet www.rijksmuseumtwenthe.nl, Email info@rijksmuseumtwenthe.nl.